Maigesellschaft 1448

Kleinkönigsdorf e.V.

Maibräuche

Im Folgenden möchten wir das Kleinkönigsdorfer „Maispill“ darstellen und erläutern, welche Funktionen dabei von Bedeutung sind:

 

Die Maiversteigerung: In der Nacht von Ostersonntag auf Ostermontag versammelt sich die Maigesellschaft, der früher alle ledigen jungen Männer des Dorfes angehörten, unter Ausschluss der Öffentlichkeit in einem geschlossenen Saal, um die Ämter und Maifrauen für das Maifest zu ersteigern.
Zugelassen sind nur Junggesellen im Mindestalter von 16 Jahren; eine „Zurschaustellung“ der unverheirateten Mädchen erfolgt entgegen den Vermutungen Uneingeweihter natürlich nicht!
Zunächst werden die „Ämter“ versteigert:

Der Usklöpper: (Ausklopfer, Ausrufer) leitet den weiteren Verlauf des Abends. Wie ein Auktionator hat er die Aufgabe, alle weiteren Ämter und die Maifrauen möglichst teuer an den Mann zu bringen. Mit einer eisernen Milchkanne als Auktionspult und einem eisernen Schlegel verschafft er sich unter den ausgelassenen Burschen Gehör.

Der Dörpremmel: (Dorfgänger, Dorfwächter) wacht darüber, dass die Maimänner sich zumindest bis zum Maifest nur ihrer Maifrau widmen. Erwischt er sie beim Gespräch mit anderen Mädchen, zückt er sein Notizbüchlein und vermerkt die „Tat“ hinter dem Namen des Betreffenden mit Schrömchen (Strichen). Ebenso verfährt der Dörpremmel, wenn er mit seinem Titel angesprochen oder gar mit Spottnamen belegt wird.
Am Maifestsonntag kommt es dann beim Frühschoppen zur „Abrechnung“, denn dann wird von allen Maimännern für jedes Schrömchen ein Groschen (10 Cent) eingetrieben. Das kann für manchen „tollen Hecht“ unter den Jungs ein teurer Spaß werden. Deshalb versuchen die Maimänner während der Zeit zwischen Versteigerung und Fest immer wieder, dem Dörpremmel das Notizbuch zu entwenden, das er dann mit einem oder zwei Fässchen Bier für die Maigesellschaft auslösen muss! Aber auch ohne solche Streiche legt er den Erlös einer „Saison“ in Getränkerunden für „alle Mann“ an. Übrigens ist er der Einzige, der keine Maifrau zu ersteigern braucht.

Maikönig und Maikönigin sind mit Maiknecht und Maimagd die Hauptpersonen des Maifestes. Beide Ehrenpaare repräsentieren die Maigesellschaft in der Öffentlichkeit und haben beispielsweise die Aufgabe, die Postenträger am Maifestsonntag zum Mittagessen einzuladen oder die Maigesellschaft am Maifestmontag zu bewirten und spendieren bei einigen Auftritten in der Öffentlichkeit Getränkerunden. Vor einigen Jahrzehnten wurde noch derjenige Maikönig, der den höchsten Betrag auf seine Maifrau bot. Heute werden aber alle Posten direkt ersteigert. König und Knecht brauchen Ihre Begleiterin nicht zu ersteigern. Umsichtige Interessenten sichern sich manchmal schon vor der Versteigerung die Zustimmung ihrer Partnerin. Oft ist aber auch ein Maimann nach einigem Überlegen (die Versteigerung gerät bei diesen beiden Posten nicht selten ins Stocken) wild zur Ersteigerung entschlossen, und so finden noch zu später Stunde eilige Telefonate und Beratungen statt.

Der Erste Fahnenoffizier und der Zweite Fahnenoffizier (in anderen Orten auch Adjutanten genannt) sind jeweils dem Maikönigs- bzw. Maiknechtspaar zugehörig. Sie helfen dem König / Knecht beim Schmücken und begleiten „ihr“ Ehrenpaar beim Maifest. Beim offiziellen Abholen zum Maifest stellen sie die beiden Paare der Öffentlichkeit in einer Festrede vor.

Der Straußträger ist für den Schmuck des großen Dorfmaibaums verantwortlich. Am Maifestsonntag trägt er beim Festzug eine geschmückte Birke anstelle einer Vereinsfahne oder Standarte durch das Dorf - beim Fest oft das anstrengendste Amt!

Ein bis drei Vorreiter eröffnen am Maifestsonntag den Festzug hoch zu Ross. Ganz in Weiß gekleidet und mit geschmückten Zylindern führen sie den Tross an. Ihre Anzahl hängt von der Zahl der aktiven Mitglieder bei der Maiversteigerung ab.

Nach Vergabe der Posten werden die Namen der zu ersteigernden Mädchen vom Usklöpper nach dem Alphabet verlesen und Gebote erwartet. Mancher greift gerne etwas tiefer in die Tasche, um eine ganz bestimmte Maifrau zum Fest ausführen zu dürfen. So entstehen beim Bieten hin und wieder richtige Duelle. Oft stehen leider mehr Mädchen auf der Liste als Maimänner mitwirken, so dass die Verbliebenen in den „Hoenpott“ kommen, der dem Dörpremmel untersteht. Wer von den Jungen keine Maifrau ersteigert, zahlt einen Mindestbetrag in die Vereinskasse, kann aber zum „Freundschaftspreis“ beim Dörpremmel eine Frau aus dem Hoenpott erwerben.

Usklöppe - Bis 2004
Nach der Versteigerung wird in der gleichen Nacht noch durch das Dorf gezogen und wie zu Urgroßvaters Zeiten im Rufgesang durch den Usklöpper als Rufer und die Maigesellschaft als Chor bekannt gegeben, welches Mädchen von wem ersteigert wurde:
Usklöpper:    Ich weeß och jet!
Maigesellschaft:    Wat weeß de dann?
Usklöpper:    Dat dat  . . . . .’ne Maimann hät.
Maigesellschaft:    Wer öß dat dann?
Usklöpper:    Dat öß der . . . . . !!!!

Die Prozedur wird vor dem Haus jeder Maifrau wiederholt. Durch seine Milchkanne (die bisweilen kräftig über das Straßenpflaster scheppert) verschafft der Usklöpper sich auch hier allgemeine Aufmerksamkeit - obwohl auch manches Mädchen schon wartet, ob die Jungs auch bei ihr zum Ausrufen anhalten. Neu zugezogene Bürger vermuten bei dieser nächtlichen Aktion in ihrer Ahnungslosigkeit mitunter einen Krawall und rufen sogar die Polizei. Früher wurde auch lautstark verkündet, wer in den Hoenpott gewandert ist; doch wurde diese eher gehässige Angewohnheit zu Beginn der Achtziger Jahre abgeschafft. Sofern der Maikönig noch Vorbereitungen treffen konnte, lädt er die Jungs zum Schluss zu einem Umtrunk ein. Am nächsten Morgen erscheint der Maimann üblicherweise noch einmal bei seiner Maifrau, um sie in aller Form zum Maifest einzuladen, wobei die nächtliche Selbstsicherheit oft stark gesunken ist. Die ersteigerte Maifrau hat aber im Gegensatz zu früher auf Grund modernerer Umgangsformen auch das Recht abzusagen.



Usklöppe - ab 2004 bis heute
Das Usklöppe oder Ausklopfen findet leider nicht mehr statt. In den letzten Jahren sind zu viele Bürger neu zugezogen und die Beschwerden bei Polizei und Ordnungsamt nahmen rapide zu, so dass der Vorstand gezwungen war, das Usklöppe einzustellen.

Das Maibaumsetzen
In Erinnerung an den germanischen Brauch, das Haus seiner Zukünftigen mit einem frischen Birkenzweig zu schmücken, wird die oft mühselige Aktion angegangen:
Jedes Jahr am 30. April holt die Maigesellschaft zuerst eine große Fichte aus dem Wald, die mit bunten Papierbändern geschmückt und dann im Freimersdorferweg aufgestellt wird. Später, nach Einbruch der Dunkelheit, ziehen die Maimänner gemeinsam oder in kleinen Trupps in den Wald, um Birken als Maibäume für ihre Maifrauen zu schlagen (Dazu bedarf es einer schriftlichen Genehmigung des Försters, da Waldfrevel mit hohen Geldstrafen belegt wird). Die Maibäume schmückt man ebenfalls mit bunten Kreppbändern und befestigt sie auf oder vor den Häusern der Mädchen. Nicht selten kommt es hierbei zu waghalsigen Kletterpartien, die manchem Jungen für immer im Gedächtnis bleiben.
Da sich die früher noch zahlreich existierenden Maigesellschaften der verschiedenen Dörfer oft gegenseitig den Dorfmaibaum absägten, ist es eine weitere Tradition und Pflicht, dass ständig ein paar Maimänner an einem Lagerfeuer den großen Baum bewachen. Bis zum Morgen des 1. Mai bleibt der Dorfmaibaum nicht ohne Aufsicht. Das eine oder andere Fässchen Bier und ein Imbiss von Maikönigin und Maimagd und der Besuch von Schaulustigen lassen so eine Wache nicht langweilig werden.

Das Maifest
Am zweiten Wochenende im Mai findet der Höhepunkt des „Maispills“ statt: Je nach Anzahl der Festtage wird das Zelt am Vorabend geschmückt und vorbereitet.
Samstag morgens schmückt die Maigesellschaft mit vereinten Kräften - unterstützt durch die vielen unermüdlichen Hände der Maifrauen, inaktiven Mitgliedern und den Eltern der Königs- und Knechtspaare - so genannte „Maieltern“ - die Häuser von Maikönigin und Maimagd. Gegen Abend wird - in der Regel nach gemeinschaftlichem Kirchgang der Maipaare - unter Begleitung eines Tambourcorps und der Dorfgemeinschaft zuerst das Maiknechts- und dann das Maikönigspaar abgeholt. Nach einem kurzen Umtrunk stellen die beiden Fahnenoffiziere in einer Festrede das Ehrenpaar vor, dem sie zugeteilt sind. Danach folgt ein Umzug in das Festzelt. Der nun folgende „Bunte Abend“ mit Unterhaltungskünstlern, Tanz und Tombola oder weiteren Einlagen bietet den Besuchern unterschiedlichen Alters allerhand Kurzweil und dauert bis tief in die Nacht.


Sonntagmorgen werden Königs- und Knechtspaar schon um 06.00 Uhr durch das Tambourcorps und einige Frühaufsteher der Maigesellschaft geweckt (Der Einfachheit halber feiern einige Unermüdliche aber auch die Nacht durch). Die Würdenträger kredenzen hierbei ein Frühstück als „Grundlage“ für den anstrengenden Tag. Um 09.00 Uhr wird in der St. Magdalenen-Kapelle eine Andacht für die Verstorbenen und Gefallenen der Maigesellschaft mit anschließender Kranzniederlegung am Ehrenmal auf dem Friedhof abgehalten (außer Magd und Königin haben die Maifrauen hier einmal „Pause“). Danach wird ins Festzelt zum Frühschoppen marschiert, wo der Dörpremmel ein letztes Mal sein Notizbuch zückt und die Strafgroschen eintreibt.

Am frühen Nachmittag stellt sich die Maigesellschaft zusammen mit den anderen Ortsvereinen und musikalischer Begleitung zum Festzug durch das Dorf auf, bei dem das Königs- und das Knechtspaar von zu Hause abgeholt werden und sich festlich gekleidet der Öffentlichkeit präsentieren. Im Festzelt löst sich der Umzug dann auf, und nach einer kurzen Pause beginnt der abschließende Maiball, bei dem auch die befreundeten Maigesellschaften aus den Nachbarorten zu Gast sind.

Der Montag bildet dann den inoffiziellen Teil des Maifestes. Vormittags wird der Festplatz gesäubert. Danach spielt man auf dem „Bosebend“ am Waldrand Fußball, wobei die Maikönigin und die Maimagd die Getränke und einen Imbiss bereitstellen. Neben den „sportlichen“ Höhepunkten ist die Maigesellschaft hier wieder ganz unter sich und erholt sich von den Strapazen der vergangenen Tage. Abends laden dann der Maikönig und der Maiknecht zu einem gemütlichen Abend ein, bei dem alle die Ereignisse der vergangenen Tage noch einmal in Erzählungen aufleben lassen. Dies ist dann der eigentliche Abschluss des Maifestes.